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Gelasia hatte sich wegen diesem tollpatschigen Nordmann Egil schon wieder in Schwierigkeiten gebracht. Dabei hatte sie ihn auch noch schützen wollen, weil er ihrer Meinung nach im Grunde genommen nur ein einfacher Bauerntölpel vom Lande war. Jetzt aber befand sie sich in der Zwickmühle, und egal, wie sie es drehte und wendete, war zu befürchten, dass entweder Benendicus oder Egil sie einen Kopf kürzer machen könnte. Es war zum Haare raufen!



DIE KRIEGERKASTE MACHT MOBIL

Wie Gelasia schon geahnt hatte, war die Schlacht gegen die Piraten ein nur allzu willkommener Vorwand, um die Folgen der ständigen kasteninternen Querelen zu verschleiern. Nach der Ratsversammlung zeichnete sich diese Entwicklung immer mehr ab, und Gelasia sollte es alsbald selbst aus dem Munde eines Rarius hören, welche Veränderungen offenbar angestrebt wurden.

Gelasia und die anderen Sklavinnen des Ludus weiterhin zogen aus, um anzuwerben. Jedoch ging es nun nicht mehr um die Anwerbung für weitere Krieger. Sie durften andere Kastenangehörige nur noch für sonstige Aufgaben anwerben. Schreiber als Navigatoren beispielsweise. Da ja für jede gewonnene Unterschrift eine Kopfpauschale winkte, setzte sich Gelasia regelmäßig in die Unterstadt, um die Stadttore und Gassen im Blick zu behalten, um so viele Männer wie möglich für den bevorstehenden Kampf ansprechen zu können.

Dabei wurde sie einige Male vom Rarius Benendicus gesehen, der dann wohl schon glaubte, sie sei in dubiose Vorfälle am Hafen verstrickt. Welche Vorfälle das auch immer gewesen sein könnten, Gelasia wusste nichts davon, als er sie darauf ansprach. Sie verstrickten sich jedoch in ein Gespräch, das am Ende darauf hinaus lief, dass Benendicus sie mit in sein Haus nahm, denn offene Worte hätten sowohl für ihn, aber insbesondere für Gelasia gefährliche Auswirkungen haben können.
Gelasia unterhält sich mit Rarius Benendicus unter vier Augen
Benendicus war ihr gegenüber erstaunlich redselig und hielt nicht damit zurück, dass er bereits alle Häuser der roten Kaste an einen Tisch gebracht habe. Mit Ausnahme des Hauses Aelius. Araneus war ihnen allen offensichtlich ein Dorn im Auge, weil er, so Benendicus, ihre Kastenwerte mit Füßen trete. Benendicus tat ebenso kund, dass er auch nicht davor zurück schrecken würde, jeden zu vernichten, der sich gegen die rote Kaste stelle. Was bedeutete, dass auch derjenige als Gegner zählen würde, der sich als Araneus' Unterstützer entpuppte. 

Die Kriegerkaste machte also mobil. Und das nicht einfach nur gegen einen ihrer eigenen Kastenangehörigen, so Gelasias Schlussfolgerung. Dieser war sicher nur der vorgeschobene Sündenbock. Immerhin hatte Tasdron erst bei der Ratsversammlung in einem Nebensatz erklärt, Araneus sei sein Berater. In welcher Hinsicht, das erfuhr dort niemand. Wenn die Kriegerkaste also gegen Verbündete Araneus' vorgehen wollte, dann würde das nicht weniger bedeuten, als dass Tasdrons Tage bald gezählt seien!

Da Gelasia wusste, dass eine Gefährtenschaft zwischen Tiberia und Araneus geplant war, sah sie in diesem Moment großes Unheil auf das Haus Crispus, und damit auch auf sich selbst zukommen.  Da sie schließlich in den Besitz des Sklavenhauses gehörte, verstand sie all diese Ausführungen auch dahingehend, dass ebenso ihr Leben gefährdet sein könnte, wenn der Putsch erst einmal gelänge.




KOPFGELD

Am Ende ist sich jeder selbst der nächste, wenn es um den eigenen Kopf geht. Gelasia konnte nicht viel bieten, ausser vielleicht aufschlussreiche Berichte über gemachte Beobachtungen oder belauschte Gespräche. Aber genau das schien Benendicus' Aufmerksamkeit an ihr zu wecken. Dass man eine Sklavin gerne mal wie Luft behandelte, und sie deshalb an interessante Details kam. Und Benedicus hatte noch eine persönliche Sache auf dem Herzen, zu welcher er sie aushorchen wollte.

Er wollte von Gelasia wissen, wer ein Kopfgeld auf Aurora Aristomenes ausgesetzt habe. Doch konnte sie ihm diese Frage nicht beantworten. Allerdings erinnerte sie sich, wie Egil mit seiner Waffe im Innenhof des Ludus herum gefuchtelt hatte und dabei scherzte, er würde für den bevorstehenden Kampf gegen die Piraten das Kopf-vom-Rumpfe-trennen an Aurora üben. Randbemerkung: Dazu hatte Egil sich sogar in ein passendes Kostüm geworfen. Unglücklicherweise verdeckte ihm die Maske dabei ganz offensichtlich die Sicht, als er wild seine Waffe durch die Luft führte, so dass er glatt Gelasias Kleid vom Leibe trennte!
Egil übt für den Kampf gegen die Piraten
Gelasia druckste herum, und Benendicus setzte ihr sprichwörtlich die Pistole auf die Brust. So erzählte sie ihm, dass sie lediglich wisse, dass ein Nordmann einen schlechten Scherz verlauten lassen habe, aber sie davon überzeugt sei, dass es nur ein Zufall und ein Missverständnis sein könne, und nichts mit der Aussetzung eines Kopfgeldes zu tun habe. Wusste sie doch um Auroras Temperament, und dass Egil wegen ihr schon einmal Ärger gehabt hatte, was schließlich dazu geführt hatte, dass er vom Prätor zu vier Wochen Wachdienst im Ludus verurteilt worden war. Aus diesem Grunde erwähnte sie nicht seinen Namen.

Natürlich war klar, dass Benendicus den Namen wissen wollte. Gelasia ging ein hohes Risiko ein, als sie trotz ihres Kragens zähneknirschend einen Handel anbot. Sie würde dafür sorgen, dass der Nordmann, der den Scherz gemacht hatte, sich bei ihm binnen einer bestimmten Frist persönlich stellen würde. Sollte der Nordmann die Frist versäumen, würde sie Benendicus den Namen verraten. Benendicus ließ sich tatsächlich auf den Handel ein und gewährte ihr eine Frist von drei Tagen. 

Mit großem Herzklopfen verließ sie schließlich das Kriegerhaus. Sie stand zwischen den Stühlen. Entweder würde sie sich Ärger mit Benendicus einhandeln, oder mit Egil. Was von beidem das kleinere Übel war, vermochte sie nicht zu sagen. 



Kommentare

  1. Ich denke, das kleinere Übel wäre der Egil, und zwischen den Stühlen steht Gelasia doch nicht, sie weiss, ja wem sie gehört. Ludus. Und Ludus steht hinter Egil :)

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    1. Gelasia hält den Egil allerdings für ungehobelt, tollpatschig, tölpelhaft. Das hatte sie ja nun schon ein paar Male am eigenen Leib erleben dürfen. Mit Waffeneinsatz. Dazu kommt noch sein nordisches Temperament. Anders gesagt: Verrückte sind ab einem gewissen Punkt unberechenbar! Da hilft dann auch keine Rückenstärkung durch den Ludus mehr, wenn der mal abdreht. *g*

      Irgendwie muss ich bei Egil immer an den Kinski denken, wie der im Amazonasdschungel inmitten der Indianer seine Anfälle bekommen hat.... xD

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