# 4

Gelasia verstand sich recht gut mit dem Gladiatoren Vedius. Was vor allem daran lag, dass sie in einer Sache auf absolut einer Wellenlänge lagen: jeder war ehrgeizig genug, seinen Stand verbessern zu wollen. Sklaverei hin oder her. So waren die beiden einen Handel eingegangen. Hier eine etwas größere Portion vom Mittagsmahl für Vedius, dort hinter vorgehaltener Hand eine Information mehr für Gelasia. Man konnte mit reinem Gewissen sagen, dass ihre Beziehung rein geschäftlicher Natur war.


EIN OFEN IST NICHT GLEICH EIN OFEN

Am Vorabend unterhielten sich die beiden vor dem Sklavenhaus in gedämpfter Lautstärke, während Gelasia noch die Reste des ausgetauschten Heus der Käfige in einen Eimer verschwinden ließ. Sie diskutierten über die politischen Machenschaften und Rädelsführer in Victoria, als die hitzige Diskussion schließlich etwas abdriftete, und sie anfingen, sich gegenseitig aufzuziehen. Eigentlich fing alles harmlos an, ein Wort gab das andere, doch dann nahm ein verhängnisvolles Missverständnis seinen Lauf.

"Zu viel Temperament, der Herr Gladiator! Wie in der Hitze des Gefechts. Aber pass gut auf dich auf, nicht dass dich das Schwert deines Gegners einmal an einer empfindlichen Stelle trifft.", frozzelte Gelasia. "Ich gebe mein Bestes, um dich nicht zu enttäuschen", konterte Vedius. Sie stichelte weiter, hatte sie doch heute die Blicke gesehen, die er der Heilerin zugeworfen hatte: "Bist du eigentlich bei jeder so charmant, Vedius?" Er war sichtlich verwirrt. "Wie meinst du das? Wer war denn die jede?" Gelasia hatte inzwischen Gefallen daran gefunden, ihn aufzuziehen, und verwandelte sich regelrecht in ein hinterhältiges Biest, als sie raunte: "Jede. Jede Freie, jede Frau. Das ist ja wohl nicht zu übersehen, besser gesagt zu überhören, wie du immer schön brav an den Zipfeln der feinen Damen hängst."

Vedius war nicht zu Unrecht empört, und platzte entrüst hervor: "WAS?! Du glaubst, ich hänge am Zipfel der Freien Weiber? Das ist lächerlich!" Allerdings hatte er sie bereits durchschaut, weswegen er seine Stimme zu einem Flüstern senkte und dagegen hielt: "Aber ich spiele gerne Spielchen, ähnlich wie du." Gelasia ballte die Hände zu Fäusten. Sie hatte es darauf angelegt, ihn aus der Reserve zu locken, stattdessen nahm er die Sache einfach mit Humor. "Spielchen? Ich weiß doch gar nicht, was das ist, ich kenne nur harte Arbeit", schnaubte sie, aber ihre funkelnden Augen verrieten nur allzu deutlich, dass sie ihn sehr wohl verstanden hatte. An ihm würde sie sich sicher noch die Zähne ausbeissen. Die reichen Damen waren deutlich leichter in Rage zu bringen. 

Vedius bedachte sie mit einem vorgespielt dümmlichen Blick und meinte trocken: "Was ist mit dir? Ist dir das Essen nicht bekommen? Ich arbeite genauso hart wie du!" Gelasia hätte sicherlich etwas mit seiner zweideutigen Bemerkung anfangen können, wenn sie auch nur die geringste Ahnung von Bettgeschichten gehabt hätte. Abgesehen von den entzückten Schreien, die sie mitten in der Nacht hier und da schon gehört hatte. "Das ist doch ein Gerücht! Sicher hast du es oft genug bequem zwischen den Kissen", fing sie wieder zu sticheln an. Doch Vedius wusste genau, worauf sie hinaus wollte. Doch da müsste sie sich etwas besseres einfallen lassen! Ein selbstgefälliges Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit, während er ihr Spielchen mitspielte: "Nicht nur Kissen, auch Wärme", ergänzte er, und meinte damit die Hitze einer Frau. "Reden wir doch mal von deinem Ofen", wechselte er scheinbar zusammenhanglos das Thema, "wie steht es um den?"

Gelasia presste empört die Lippen aufeinander, bevor sie los schnaubte: "Was hat jetzt mein Ofen damit zu tun? Dem geht es wunderbar, man muss nur von Zeit zu Zeit einen Holzscheit nachlegen, damit die Flamme nicht erlischt." Sie schlief immer neben dem Ofen in der Küche und legte nachts von Zeit zu Zeit einen Holzscheit nach, wenn sie aufwachte, damit das Feuer nicht erlöschen konnte. So war ihr überhaupt nicht klar, dass sie sich gerade in die Bredouille brachte, nur weil sie die Zweideutigkeit von Vedius' Worte nicht verstand. 

Dieser war nun natürlich mehr als irritiert. Er warf ihr einen kritischen und neugierigen Blick zu. Holzscheite nachschieben? Ihm fiel dazu wohl gleich der phallusähnliche Briefbeschwerer ein. "Öhm!", entsprang mehr oder weniger geschockt seinen Lippen, "Also, manchmal machst du mir Angst!" Gelasia ahnte immer noch nicht, was in seinem Köpfchen vorging, noch weniger vom Unheil ihrer folgenden Worte: "Du willst mich wohl auf den Arm nehmen, Vedius? Ich spiele nicht mit dem Feuer, falls du das glaubst. Ich würde mir ja einen schönen Ärger einhandeln, wenn ich nicht dafür sorgen würde, dass die Flamme immer schön lodert. Sonst gäbe es nicht einmal etwas zu naschen." 

Vedius starrte sie mit offenem Mund an und nickte seicht zu dem, was sein Ohr erreichte: "RESPEKT!", dabei pfiff er beinahe durch die Zähne, und er nickte anerkennend. "Hätte ich dir gar nicht zugetraut! Zumal du auf mich einen ganz anderen Eindruck machtest!" Er kann es immer noch nicht ganz fassen, was sie ihm da gerade gesteckt hatte, und musste dann doch noch einmal nach haken. Dabei ging er näher auf sie zu und sah sie lüstern an: "Und wie steht es gerade jetzt um die Flamme, hm?"

Gelasia runzelte die Stirn. Was war denn daran so beeindruckend, dass sie hier und da mal einen Holzscheit nach warf? Immer noch war sie ahnungslos und mehr als überrascht, als er sich ihr plötzlich näherte. Im Dunklen konnte sie das Lodern in seinen Augen auch nicht sofort erkennen, sonst hätte sie schleunigst dafür gesorgt, ihm zu entkommen. "Was ist bloß in dich gefahren, dass du so komische Fragen stellst? Das weiß ich doch nicht, wie es gerade um die Flamme bestellt ist. Da müsste ich erst einmal nachsehen!"

Vedius nickte mit seinem Kopf zu jedem ihrer Worte immer schneller, und stand plötzlich dicht vor ihr. Seine Stimme wurde dunkel, gierig, lüstern. "Oh ja, dann sieh einmal nach!" Sein heisser Atem traf ihr freizügiges Dekolleté, ehe er ihr noch eindeutig zu zwinkerte. Da fiel es Gelasia endlich wie Schuppen von den Augen! Zu ihrem Glück rauschte in diesem Moment Vicar durch den Torborgen und wies sie beide an, ihm ins Haus zu folgen. Peinlich berührt von diesem Missverständnis gingen beide ins Haus zurück und wisperten sich nebenher stammelnd eine Entschuldigung zu.

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Tatsächlich habe ich das RP fast wortwörtlich übernommen. Was haben wir gelacht! Danke an Vedius für eine tränenreiche Nacht! :-D

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