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"...und bring noch ein Präsent mit!", wurde Gelasia von Tiberia angewiesen. Tiberia hatte ihr gerade angekündigt, dass sie sie zu Araneus zu begleiten hatte, der nun auch wieder nach Victoria zurück gekehrt war. Gelasia raufte sich die Haare. Es war so gut wie nichts im Haus, denn die verletzten Gladiatoren hatten schon fast den gesamten Fleischvorrat verputzt, um wieder zu Kräften zu kommen. So konnte sie lediglich einen Obstkorb zusammen stellen. 
Gelasia überreicht Araneus eine Badebürste als Geschenk
Im letzten Moment fiel ihr Blick noch auf eine Badebürste, die sie kurzerhand einsteckte. Sie hielt nicht besonders viel von Araneus, und wusste, dass Tiberia aus ihrer Abneigung gegenüber diesem ebenfalls keinen Hehl machte. Als sie Araneus den Obstkorb und die Badebürste überreichte, erklärte sie, dass es eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses Crispus sei, da er sich nun sicher den Piratendreck von einer seiner Sklavinnen vom Leibe schrubben lassen wolle. Insgeheim dachte sie sich jedoch, dass er sich damit einmal ordentlich sein joviales Maul auswaschen könne.



DIE WAHL DER VOLKSMAGISTRATE

Es waren nur noch wenige Tage bis zu den Wahlen der Volksmagistrate. Zur Wahl gestellt hatten sich der Tavernenwirt Corvus sowie die beiden Heiler Lomerus und Corin. Auf dem Platz an der Treppe, die die Oberstadt von der Unterstadt trennt, hielten sie ihre Reden, um auf Stimmenfang zu gehen.
Corvus bei seiner Rede. Zuhörer aus der Oberstadt...
Während Lomerus eine solch flammende Rede hielt, die mit provozierenden Spitzen zu seinen klar formulierten Forderungen und Versprechungen sogar einen Hochkastigen dazu animierte, mit Tierkot nach ihm zu zielen, belustigte Corvus die Zuhörer mit Sprüchen über Gratis-Paga als Bestechungsmittel, und Corvin - ganz anders, als Gelasia es von ihm erwartet hätte - mit politischen Floskeln, indem er ein Loblied auf Victoria und seine Einwohner hielt.
...und Zuhörer aus der Unterstadt.



EIGNUNGSPRÜFUNGEN FÜR SKLAVINNEN ALLERORTS

Zu Gelasias Beruhigung lösten sich ihre Befürchtungen, dass Egil oder Benedicus ihr den Kopf abhacken könnten, in Luft auf. Egil stellte sich tatsächlich und stellte klar, dass er Aurora nur gewarnt hatte, da sie immerhin beide aus dem Norden stammten. Alles andere sei höchstens purer Zufall. 
Während sich Benendicus mit Egil unterhält, muss 331, 332.. oder war es 333... ? erfrieren
Offensichtlich hatten sie Benedicus gerade beim Sklavinnentest erwischt, denn als Gelasia Egil zu Benedicus' Haus führte und sie beide eingelassen wurden, standen zwei Ludussklavinnen, die beide zum Verkauf standen, nackt vor ihnen. 

Auf diese beiden Sklavinnen, so wie eine andere, die ebenfalls zum Verkauf stand, wurde Gelasia kurze Zeit später von Arreconius angesprochen. Sie sollte ihm berichten, welche Vorzüge sowohl geistiger als auch körperlicher Art diese drei hätten. Für einen Moment musste sie schwer schlucken. Immerhin schaute sie die anderen nun auch nicht so genau an, war sie doch keine Sklavenhändlerin. Und zum anderen konnte sie wohl kaum wissen, was ein Mann nun besonders vorteilhaft in den Fellen fände.
Nach Arreconius' zufriedenem Gesichtsausdruck zu urteilen, schien es ihr jedoch gelungen zu sein, sich geschickt aus ihrer kleinen Misere heraus zu reden, indem sie nicht nur um den heissen Brei herum erklärte, sondern ihn auch ein wenig bauchpinselte, indem sie auf die ganz persönliche durchführbare Eignungsprüfung hinwies. Immerhin, so meinte sie, könne er ja selbst sicher sehr viel besser als sie beurteilen, welche der dreien seinen hohen Ansprüchen genüge, um eine abschließende Entscheidung fällen zu können.



DIE RÜCKKEHR DER KÄMPFER

Die Schiffsmannschaften, die gegen die Piraten in die Schlacht zogen, verließen schließlich den sicheren Hafen Victorias. Viele Frauen waren gekommen, um ihre guten Wünsche mit auf den Weg zu geben. Gelasia transportierte noch mit Hilfe eines sturköpfigen Esels den Wegproviant für die Rudersklaven in den Hafen. Das Tier bekam nach dem Abladen eine Art Panikanfall und sprang wie wahnsinnig geworden in das Hafenbecken. Entsetzlich! Die ersten Toten waren bereits vor der Abfahrt zu beklagen! Und so konnte sie das störrische Tier noch nicht einmal mehr für die Kochtöpfe verwenden!
Nachdem die Schiffe abgelegt hatten, unterhielten sich die Frauen an der Herberge angespannt über den möglichen Ausgang der Schlacht. Nur wenige Männer waren zurück geblieben. Wer würde sie verteidigen, falls die Schlacht unter einem schlechten Stern stünde? 
Die Erleichterung war groß, als der Großteil der tapferen Männer zwei Tage später zurück kehrte. Viele hatten größere und kleinere Verletzungen. Und viele Frauen schoben sprichwörtlich die Ärmel hoch, spuckten in die Hände und packten an, wo Hilfe nötig war. Von den Heilern der Unterstadt hörte man in diesen Tagen am meisten. Um die aus der Oberstadt schien es jedoch verdächtig ruhig zu bleiben. Durfte man den Gerüchten Glauben schenken, glänzten einige der dort ansässigen Heiler sogar durch Abwesenheit. 

Es herrschte ein ziemliches Durcheinander in der Stadt. Denn auch wenn man schnell erfuhr, wer wie verletzt war und welche Behandlung benötigte, so hüllten sich die Verantwortlichen und auch die meisten Kämpfer darüber in Schweigen, was sich auf dem Vosk zugetragen hatte. Ein pikantes Detail, so empfand es Gelasia, war die Tatsache, dass es Tasdron offenbar nicht einmal für nötig befunden hatte, die siegreichen Heimkehrer angemessen mit einem Freudenfest zu begrüssen. In Gelasias Augen ließ das tief blicken, wie tief die gesellschaftlichen Risse inzwischen schon waren.

Lediglich Egil und Lomerus sah man prahlerisch durch die Gassen stolzieren, denn sie hatten sich einen kleinen Wettstreit geliefert, wer die meisten Schädel nach Hause bringen würde. Es sollte jedoch noch zwei weitere Tage dauern, bis Gelasia endlich erfuhr, was sich auf dem Wasser tatsächlich zugetragen hatte.



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